Was ist Achtsamkeit?
Eine der am häufigsten zitierten Definitionen stammt von Jon Kabat-Zinn, dem Begründer von MBSR. Demnach ist Achtsamkeit eine bestimmte Form der Aufmerksamkeit, die
- sich absichtsvoll
- auf den gegenwärtigen Moment bezieht und
- nicht wertend ist.
Achtsamkeit im Alltag praktizieren
Achtsamkeit bedeutet, sich voll und ganz auf das einzulassen, was gerade geschieht. Das hört sich einfach an, abgesehen von der Tatsache, dass es uns im Alltag nur selten gelingt.
Wir fahren mit dem Auto oder der Bahn nach Hause und bemerken erst zu Hause, dass wir unterwegs noch etwas einkaufen wollten. Oder wir verstricken uns in Gedanken und machen uns viele Sorgen um unsere Zukunft, während wir den Kontakt zu unserem Körper verlieren.
Die gute Nachricht ist:
Gleichgültig wie weit wir uns in Gedanken verlieren, Achtsamkeit kann uns immer wieder direkt in die Gegenwart zurückholen.
Achtsamkeit ist die uns allen inne wohnende Fähigkeit, vollständig präsent zu sein für das, was gerade im Moment in uns und um uns herum geschieht. Diese Fähigkeit besitzen wir von Natur aus. Wir können lernen, darauf bewusst zuzugreifen.
Durch bewährte Techniken aus dem Achtsamkeitstraining, wie Meditation und Yoga sowie kleinen in den Alltag integrierten Übungen kann Achtsamkeit kultiviert werden.
Den Körper aufmerksam wahrnehmen
Körpererfahrungen sind der direkteste Weg zur Erfahrung des gegenwärtigen Moments. Bringen wir uns in Kontakt mit unserem Körper, erfahren wir sehr viel über unser Innenleben und unsere Reaktion auf unser Umfeld.
Unser Körper gibt uns viel geeignetere Informationen über uns selbst als unsere Konstruktionen aus Konzepten, die oft mehr mit unseren Wünschen, statt mit der Wirklichkeit zu tun haben.
Häufige Fragen zu Achtsamkeit
Achtsamkeit kann das Leben positiv verändern in dem es zu
∙ mehr Entspannung und Gelassenheit
∙ anderem Umgang mit persönlichen oder beruflichen Stress
∙ gelasseneren Reaktion auf private oder berufliche Herausforderungen
∙ mehr Humor mit sich selbst und anderen führt.
Dies ist durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt.
Sind wir uns über Achtsamkeitsübungen unseres Körpers mehr bewusst, können wir Stresssymptome bis hin zu Burn-Out schneller erkennen und gegensteuern. Wir lernen, in den Körper hinein zu fühlen, auf den Körper zu hören und besser mit ihm umzugehen. Dies hat wiederum positive Auswirkungen auf Blutdruck, Immunsystem und Cholesterinspiegel.
Achtsamkeit kann helfen, Beziehungen zu vertiefen und zu stärken. Oft fehlt uns die Energie und Aufmerksamkeit, um wirklich beim anderen zu sein und sich die Zeit zu nehmen, ihm/ihr zuzuhören. Hier können Achtsamkeitsübungen unsere Fähigkeit zu Empathie, Gelassenheit und aktivem Zuhören steigern.
Obwohl die Achtsamkeit ihren Ursprung im Buddhismus hat, ist MBSR ein säkularer Ansatz zur Entwicklung von Geistesruhe und Mitgefühl. Der MBSR-Kurs kann von jedem Menschen genutzt werden, unabhängig von seiner Beziehung zu Religionen.
Was ist eigentlich Stress?
Stress und Achtsamkeit
Fast jeder Mensch kennt Situationen, wo er „gestresst“ ist. Stress ist ein biologischer Mechanismus, der sich aus der Evolution erklärt und uns in der Urzeit half, für Angriffs- oder Fluchtreaktionen blitzschnell Kräfte zu mobilisieren und uns sehr schnell plötzlichen, großen Belastungen anzupassen.
Wenn wir diesen Mechanismus unwillkürlich auch in der heutigen Zeit einsetzen, ist dies nicht grundsätzlich gesundheitsschädlich, aber es wird in der heutigen Zeit zu einem gesundheitlichen Problem, weil wir gewöhnlich auf eine Stresssituation nicht mehr mit Kampf oder Flucht adäquat reagieren können und daher die Stress-Energie nicht verbraucht wird und sich aufstaut.
Es gibt positiv erlebten Stress, wenn er uns in Schaffensphasen vitalisiert und unsere Leistung steigert. Allerdings muss es dann auch immer wieder Phasen der Entspannung geben. Es gibt aber auch den krank machenden, negativen Stress. Dabei wird das Maß des gefühlten Stresses nicht nur von äußeren Stressreizen bestimmt, sondern auch von den Stressreaktionen.
Gedanken, wie „Mach schnell“, „Ich darf keine Fehler machen“ oder „Ich muss stark sein“ verstärken den Stress. Diese inneren Kommentare sind sehr individuell verschieden. Sie laufen blitzschnell ab und entscheiden wesentlich darüber, wie stressig wir die Situation empfinden.
Wie hilft Achtsamkeit Stress zu reduzieren?
Achtsamkeit bedeutet, die gegenwärtige Situation genau so wahrzunehmen, wie sie gerade ist, ohne sie zu werten, zu filtern oder sie zu verfälschen. Dabei kann Achtsamkeit auf folgende Weise helfen, mit Stress besser umzugehen:
- Seiner selbst bewusst sein ==> Selbstbewusstsein
Wir werden uns mit Hilfe der Achtsamkeit in der Stresssituation unserer eigenen Gedanken und Gefühle aber auch unserer Umwelt bewusst. Wir lernen, zu unterscheiden zwischen dem äußeren Stressor und der eigenen Stressreaktion, Wir reagieren nicht mehr ohne jeden Einfluss direkt automatisch, sondern lassen uns ein wenig Zeit und handeln dann bewusst. Wir sehen die Dinge klarer und können unsere eigenen Werte und Bedürfnisse selbstbestimmter zum Ausdruck bringen. - Bewusste Entscheidung statt automatische Reaktion
Wir schaffen Raum zwischen Stressreiz und Stressreaktion und können in diesem geschaffenen Raum freier entscheiden, was der nächste sinnvolle Schritt ist. - Mehr Raum für Entscheidungsmöglichkeiten
Der geschaffene Abstand schafft Raum für kreative neue Lösungsmöglichkeiten, die ohne diese Freiheit gar nicht entdeckt werden konnten. - Positive Veränderung des Umfelds
Die eigene gelassene und entspannte Präsenz wirkt sich positiv auf andere Menschen aus und verringert Widerstände, die nicht mit der eigentlichen Situation zusammenhängen. - Akzeptanz
Wir lernen, schwierige Dinge, die wir nicht verändern können, wie z.B. Krankheit oder Tod, einfach so sein zu lassen und lernen, sie besser zu akzeptieren, statt immer weiter damit zu hadern oder dagegen anzukämpfen.